„Wie unzählige Andere habe ich nie mein Einverständnis gegeben, dass der Staat über mein Leben und meinen Körper bestimmt.“
(Deutschsprachige) Feminist*innen sprechen immer wieder von Konsenskultur- oder Zugstimmungsprinzip und wie wichtig beide sind, diese endet in der Regel aber wenn es um den Staat geht. Dann wird sich mit einer Institution verbündet bzw. diese als Mittel zur Erfüllung der eigenen Ziele/Forderungen genutzt/gesehen, welche grundsätzlich Menschen die Selbstbestimmung nimmt. Dabei sind Staat und Patriarchat untrennbar miteinander verbunden. Außerdem lässt sich das Patriarchat (insbesondere als eine der ersten und immer wiederentstehenden Herrschaftsformen) nicht ohne grundlegende Betrachtung von Herrschaft richtig analysieren.
Im Vortrag wird es genau um diesen Zusammenhänge gehen und ausgehend von einer allgemeinen Herrschaftsanalyse wird das Patriarchat betrachtet: Wie es funktioniert und die Basis bildet(et) für das Entstehen von Staat und mit diesen Zusammenhängt, daran anschließend Kapitalismus und Kolonialismus.
Es wird aufzeigt, dass der Staat nie Mittel zur anti-patriarchalen Befreiung sein kann, auch falls (cis endo) Frauen oder FLINTA*-Personen ihn übernehmen sollten, sondern selbst bekämpft werden muss. Das Patriarchat wird dabei als vielschichtiges Herrschaftssystem bestehend aus Machtverhältnissen, Rollen, Unterdrückungsinstitutionen, Werten und Verhaltensweisen verstanden und keineswegs einfach „nur“ Herrschaft von (cis endo) Männern über (cis endo) Frauen. Neben Sexismus beinhaltet es zentral z.B. auch die Beherrschung und Unterdrückung von Kindern.
Das Patriarchat wird ausgehend von der Erschaffung und dem Erhalt von Geschlecht betrachtet, darauf folgt eine Auseinandersetzung mit Heterosexualisierung, Romantisierung und Monogamisierung. Anschließend geht es um den sexuell-romantischen Markt und verschiedene Mechanismen bzw. Unterdrückungsformen, die das Patriarchat aufrechterhalten. Feindlichkeit gegen trans*, inter*, nicht-binären und agender Menschen, sowie bi-, pansexuellen und anderen nicht monosexuellen Menschen wird auch berücksichtigt. Einschließlich (sexualisierter) Gewalt. Als letztes wird die patriarchale (Kern-)Familie betrachtet. Außerdem wird kurz auf die Geschichte des Patriarchats eingegangen und ob es nicht-patriarchale Gesellschaft gab/gibt.
Nach der Betrachtung des Patriarchats wird es um dessen Verbindung mit dem Staat gehen und kurz auch um dessen Zusammenhang Kapitalismus und Kolonialismus, sowie Kapazitismus.
Daran schließt die Auseinandersetzung mit Staatsfeminismus an.
Ein sehr wichtiger Punkt wird hier sein warum der liberale (manchmal auch marxistische) staatliche weiße/europäische Feminismus aus seiner eigenen Logik heraus Trans-, Nicht-binär-, Inter- und Agenderfeindlich, sowie Sexarbeiter*innenfeindlich wird. Abschließend wird aus queer-anarchistischer Sicht ein angefangen einen Gegenentwurf zu zeichnen.
Wenn am Ende noch genug Zeit ist, wird es die Möglichkeit zu einem Kleingruppenaustausch bezüglich praktischer sozialrevolutionärer Veränderungsfragen geben.
Der Vortrag wird von einer queeren, weißen nicht-binären, agender AMAB-Person gehalten. Menschen mit anderen Perspektiven/Erfahrungen bezüglich patriarchaler Unterdrückung sind herzlich eingeladen sich viel inhaltlich einzubringen, z.B. durch Diskussionsbeiträge oder beim Kleingruppenaustausch.
Ort: Juzi Ballsaal